Value Flow Management – Wertschöpfung und Fluss in Arbeitsabläufen in den Fokus nehmen.

Mein ganzes Berufsleben über habe ich mit Business Process Management (BPM) und den daraus abgeleiteten Veränderungen zu tun. Ich habe noch nie etwas anderes als Unternehmensberatung gemacht. Das Talent für die Strukturierung komplexer Sachverhalte verhalf mir stets, jedwede Aufgabenstellung schnell in den Griff zu bekommen.

Meine Grundlagen im BPM habe ich in den 90er Jahren erworben. Seinerzeit kam es auf die exakte Abbildung und Optimierung von Prozessen im Detail an – sogenannte Level-4-Prozesse, also eine tiefe Betrachtungsebene. Über Analytik wurden systematisch Verbesserungspotenziale erschlossen und das gesamte Unternehmen sollte so prozessual neu ausgerichtet werden. Das Buch „Reengineering the Corporation“ von James (Jim) Champy und Michael Hammer war für mich und meine Kollegen damals wegweisend.

So habe ich viele Jahre gearbeitet, IST-Prozesse akribisch aufgenommen, Verbesserung an den Abläufen gesucht, SOLL-Prozesse und Veränderungsbedarf an der Aufbauorganisation abgeleitet, Lastenhefte für Software-Unterstützung geschrieben.

Im Qualitätsmanagement für die Zertifizierung z.B. nach DIN oder zur Erfüllung von Governance- bzw. Compliance-Vorgaben müssen noch Prozesse aufgezeichnet werden, wie sie gemacht werden (sollen). Aber abgesehen davon ist für aufwendige Analytik in einer (agilen) Welt, mit enormem Druck zur Transformation der Geschäftsmodelle und New Work, keine Zeit mehr. Und wer braucht noch die Prozessanalyse zur Personalbemessung und Stellenbewertung, vielleicht sogar mit der entwürdigenden Stoppuhr?

Unser Verständnis von Prozessoptimierung als Instrument im Organisationsmanagement muss fokussiert und die Rolle von Organisationsentwicklern oder Beratern neu ausgerichtet werden, um mit agilen Transformationen auf dem Weg zu Netzwerkorganisationen die Augenhöhe halten zu können oder selbst die Speerspitze zu bilden. Schluss mit Akribie und Überoptimierung – Prozesse müssen konsequent entschlackt werden, um den Fließgrad von Leistungen zu verbessern und die Zusammenarbeit und Kommunikation in Organisationen neu auszurichten. Ein Value Flow Management statt Business Process Management. Mit dem Begriff Flow in der Weiterentwicklung der Zusammenarbeit, mit tiefgreifender Digitalisierung und Automatisierung, die Menschen mitnimmt und den Kundenwert in den Mittelpunkt stellt.

Im Value Flow Management wird es darum gehen, den Fließgrad (Flow) von Prozessen möglichst unterbrechungsfrei, linear und mit einem schnellen Zuwachs der Wertschöpfung zu gestalten. Mit dem Blick auf den Mehrwert für Kunden sind die Prozesse konsequent zu entschlacken. Fachwissen wird in automatisierten Regelsystemen hinterlegt, unter massiver Nutzung von Big Data und KI, sowie mit Workflows und Robotic Process Automation, bei denen alle Schnittstellen optimiert und Medienbrüche aufgehoben sind. Jedes Unternehmen wird von der Leistungsfähigkeit seiner IT abhängen. Die Zeiten, in denen die Fachbereiche die Anforderungen definieren, die von der Anwendungsentwicklung umgesetzt werden sollen, sind vorbei. Heute sind es neue Möglichkeiten der IT, die eine fachliche Prozessoptimierung dominieren.

Entscheidend sind auch die am Prozess beteiligten Menschen. Sie sind eingebunden in die Neugestaltung ihrer Wertschöpfungsketten und arbeiten mit den Experten aus der IT in cross-funktionalen Teams eng zusammen. Das Verständnis der Menschen im operativen Betriebsprozess wird sich verändern – weg vom Sachbearbeitenden und Spezialisten, die isoliert ihre jeweiligen Aufgaben bearbeiten, hin zu Generalisten mit gewissen Spezialgebieten (T-Shaped). Die Mitarbeitenden werden zu Qualitätsmanagern ihrer Prozesse. Die Weiterentwicklung und Optimierung der Wertschöpfung wird kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess (KVP).

Auf dieser Grundlage kann nicht nur eine digitale, sondern auch die kulturelle Transformation einer Organisation unterstützt werden. Im Value Flow Management nimmt das Organisationsmanagement eines Unternehmens eine neue Rolle ein – vom Verwalter von Prozessen und Strukturen zur Gestaltung und Moderation einer Transformation.

 

 

 

 

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