Kapitän Hornblower. Wer kennt die Romanreihe?
Das Leben eines Seemanns der britischen Marine zur Zeit der napoleonischen Kriege, sein Weg vom Fähnrich zum Admiral. Das hat mich als Jungen sehr beeindruckt und die Sehnsucht nach der Seefahrt geweckt. Knapp 20 Jahre hat es gedauert, bis ich schließlich als Freizeitmatrose auf der Roald Amundsen angeheuert habe. Als Ausgleich zum Beruf, gleich fünf Wochen am Stück. Als „Trainee“.
Die Roald Amundsen ist ein hochseetauglicher Rahsegler, eine Brigg. Wie die Gorch Fock, aber ein Mast weniger. Sie wird von einem Verein betrieben, der sich über Törnbeiträge der Trainees finanziert. Die erfahrene Stammcrew ermöglicht auf ihren Törns abenteuerlustigen Mitseglern ein unvergleichliches Erlebnis traditioneller Seefahrt. Man ist Tag und Nacht unterwegs und hilft auch als „Landratte“ mit, das Schiff im Rhythmus bewährter Seemannschaft zu seinem Ziel zu bewegen. Also nicht Decksalon und Cocktail sondern Aktivurlaub und raue Hände. Und davon braucht man etwa 80, um das Schiff in Fahrt zu halten.
So ging ich 2001 mit großen Erwartungen an Bord und meine Träume gingen in Erfüllung. Ich wirkte als Trainee am großen Ganzen mit und lernte schnell dazu. Mir war sehr bald klar, dass ich Teil der Stammcrew sein wollte, um weitere Urlaube an Bord zu verbringen. Alle Vereinsmitglieder arbeiten ehrenamtlich – von den Decksleuten (Matrosen) zu den Nautikern (Steuerleute) und dem Kapitän. Das wollte ich auch. Und wurde es auch: Nach einigen Törns erhielt ich die Ernennung zur „Deckshand“, also zum ausgebildeten Matrosen. Ab diesem Zeitpunkt war es mir erlaubt, ein Shirt mit dem Aufdruck „Crew“ zu tragen. Einem nach außen gelebten Zeichen einer besonderen Zugehörigkeit. Ein Privileg. Die Trainees konnten sich auch T-Shirts mit Aufdruck „Roald Amundsen“ erwerben, allerdings ohne das besondere Merkmal, das der Stammcrew vorbehalten war.
Dieser Unterschied machte etwas mit den Leuten: Er führte bei der Stammcrew zu einem Gefühl der Überlegenheit und die Trainees konnten nicht ihr ganzes Potenzial abrufen. Es schaffte Distanz. Dies zeigte sich z.B. auch in separaten Crew-Besprechungen ohne die Gäste. Dabei war es doch stets so, dass das Schiff nur aufgrund der Mitarbeit jedes Einzelnen bewegt werden konnte. Unabhängig von den individuellen Fähigkeiten nimmt jeder eine Rolle ein und leistet einen Beitrag dazu, das Schiff zu seinem nächsten Bestimmungsort zu führen. Man bekommt Ehrfurcht, wenn man mitten im Atlantik bei 10 Windstärken, schwärzester Nacht und Regen auf einer Nussschale gebeutelt wird und anerkennt: „Wir müssen aufeinander aufpassen, das ist eine ernste Sache hier“. Diejenigen, die dabei unter Deck schlafen, dürfen das Gefühl haben sicher aufgehoben zu sein. Ehrlich gesagt habe ich mich jederzeit behütet gefühlt und hervorragend geschlafen. Das ist Urvertrauen in die Zuverlässigkeit eines Teams. Dieses Erlebnis der Naturelemente und seiner Beherrschung verbindet ungemein und nach 7 bis 14 Tagen eines Törns sind allesamt als Crew eng verbunden, als Team zusammengeschweißt.
Also hat die Roald Amundsen diese Unterscheidung über Bord geworfen und seit einigen Jahren ist jeder Teil der Crew. Die T-Shirts tragen alle nun den Zusatz „Crew“! Ganz nebenbei hat diese Neupositionierung auch zu einer besseren Auslastung und treuen Fangemeinde geführt, die dieses Erlebnis gerne empfehlen.
Als flying anchor verinnerlichen wir diesen Wert und transportieren ihn in unsere Philosophie. Wir verstehen uns intern als Mitglieder einer Crew und wir fügen uns bei unseren Kunden als Teil der Crew in die gemeinsamen Bestrebungen ein. Damit alle ihre Potenziale freisetzen und umfassend wirksam werden können.